Die Organisation Diakonie in der heutigen Form, wie zum Beispiel das Diakoniewerk Gallneukirchen, ging aus dem Wirken evangelischer Pfarrgemeinden und ihrer Verantwortlichen hervor. Die ersten Diakone waren evangelische Pfarrer mit ihren Familien und christlich-diakonisch eingestellte Gemeindemitglieder, die das Elend in ihrem Umfeld wahrnahmen und die diese Not zu lindern begannen. In den Pfarrgemeinden war es selbstverständlich, dass „Diakonie = einander dienen“, gelebt wurde.
In größeren evangelischen Pfarrgemeinden wirkte und arbeitete eine evangelische Schwester, eine Diakonisse, segensreich als Gemeindeschwester. Junge Mädchen konnten in Häusern der Diakonie Ausbildungen machen. Waisenkinder, alte Menschen, Kranke, Flüchtlinge, Menschen mit Beeinträchtigungen, Suchtkranke und andere Notleidende fanden Aufnahme in diesen Häusern. Evangelische Christen identifizierten sich mit „Diakonie“. Es war für sie ein wertvoller, wichtiger und unterstützungswerter Teil ihres „Christseins“.
Heute ist Vieles anders geworden. Diakoniewerke arbeiten auch heute erfolgreich, notlindernd und nach neuesten fachlichen Erkenntnissen. Es gibt aber in Österreich keinen Nachwuchs an Diakonissen, die in unseren Pfarrgemeinden als Gemeindeschwester arbeiten könnten. Kreativität von uns evangelischen Christen ist gefragt. Jeder von uns kann diakonisch tätig sein. Der eine wird das aktiv machen, in dem er sich ehrenamtlich zur Verfügung stellt, ein anderer wird die diakonische Arbeit seiner Pfarrgemeinde vielleicht finanziell unterstützen. Die Verantwortung liegt bei jedem einzelnen von uns, weil jeder die Pfarrgemeinde mitgestalten kann und mitgestalten soll.
Diakonie in unserer Pfarrgemeinde zeigt sich an Möglichkeiten, wie wir zum Beispiel älteren und kranken Menschen begegnen und welchen Platz wir Älteren in unserer Gemeinschaft geben:
Wir leben in einer Zeit des großen Umbruchs. Menschen werden älter und sehr alt. Die Zeit des gesunden Alterns hat sich um fast 20 Jahre verlängert. Das ist eine schöne Errungenschaft. Das sind 20 Jahre, die für die Gesellschaft sehr wertvoll sind. In dieser Zeit wird oft die 4. Generation von der 3. Generation gepflegt. Der Arbeitsprozess verlängert sich, ältere Menschen bringen sich in die Gesellschaft ein, leisten wertvolle Dienste, sind bereit sich ehrenamtlich zu engagieren, junge Generationen zu unterstützen, sich weiter zu bilden… Eine Zukunftsaufgabe diakonisch tätiger Christen unserer Kirche wird sein, für die Sorge und Betreuung älterer Menschen und für die Begleitung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mehr zu organisieren, sich zu vernetzen, weiter zu bilden und aufzu- klären. „Aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen“ soll nicht allein ein Schlagwort bleiben.
Den Wert und die Entwicklung der Gesellschaft erkennt man daran, wie sie mit ihren Älteren und Schwächeren umgeht.
Fühlen sich ältere Menschen in unserer Kirche aufgefangen und ernst genommen? Was wünschen sich ältere Menschen von ihrer Kirche und von uns?
Als „seelsorgende-diakonische Kirche“ hören wir Menschen zu und versuchen hilfreiche Antworten zu geben:
- Menschen sind wichtig und wertvoll, bis an ihr Lebensende, wir fühlen uns mit allen Generationen solidarisch
- Ältere Menschen sind ein Teil unserer „bunten Welt, unserer bunten Kirche“ – in Notzeiten soll Beistand für Ältere und Angehörige selbstverständlich sein
- Nachgehende Sorge, Solidarität und Seelsorge für Ältere, für kranke ältere Menschen und deren betreuende Angehörige in unseren Pfarrgemeinden soll noch ausgebaut werden
- Austausch zwischen Pfarrgemeinden, SeelsorgerInnen, Verantwortlichen von Betreuungseinrichtungen, Krankenhäusern und mobilen Pflegediensten……
soll forciert werden - Flächendeckende, multiprofessionelle palliative mobile Pflege und Angehörigenunterstützung im häuslichen Bereich möchte und muss unsere Kirche weiterhin fördern und unterstützen
- Unsere Kirche motiviert zum Ehrenamt, sie bietet Ausbildungen und Weiterbildungen an und begleitet Ehrenamtliche in ihrem Engagement um die Qualität des Ehrenamtes zu sichern
- Ökumenisches Miteinander, vor allem auch in der Sorge um ältere Menschen stärkt und bereichert
- Kirche nimmt Brüche in Beziehungen oder mit der Kirche ernst und sieht ihre große Aufgabe, in Trauerzeiten zu begleiten und Halt zu geben
Motivation für „DIAKONIE in evangelischen Pfarrgemeinden“ kommt aus 2. Kor. 12,9:
Jesus Christus spricht: Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Elisabeth G. Pilz, Diakonin und Geragogin